Ganz schön weiß hier

“Ganz schön weiß hier..“ – Warum Migranten auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt sind

Wer in Deutschland eine Wohnung sucht, braucht Geduld, Glück – und oft den richtigen Namen. Der bezahlbare Wohnraum ist knapp, vor allem in Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg. Steigende Mieten und ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum treffen viele, aber Menschen, die migrantisch wahrgenommen werden oder keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, haben es oft besonders schwer. 

Ein zentraler Faktor ist der Zusammenhang zwischen Mietpreisen und Infrastruktur. 

In der Stadt Köln wird dieser Zusammenhang besonders deutlich. 

Die Stadtviertel mit niedrigen Mietpreisen sind oftmals jene mit einer schlechteren Infrastruktur, weniger Bildungsangeboten und höherer Umweltbelastung. Studien zeigen, dass Menschen, die in diesen benachteiligten Vierteln leben, im Durchschnitt bis zu fünf Jahre früher sterben als Bewohner*innen wohlhabender Stadtteile. Dies zeigt, wie stark der Wohnort die Gesundheit und das gesamte Leben beeinflussen kann. 

Für Migrant*innen ist der Zugang zu diesen privilegierten Wohnlagen oft besonders schwierig. Neben den finanziellen Hürden kommt es auch immer wieder zu Diskriminierung aufgrund von ausländisch klingenden Namen.

Zusätzlich erschweren Sprachbarrieren, Unsicherheiten im Mietrecht oder fehlende Kontakte die Wohnungssuche. Wer zudem dauerhaft in überlasteten Stadtteilen ohne gute Bildungs- oder Arbeitschancen lebt, hat es deutlich schwerer sich in Gesellschaft, Beruf und Alltag zu integrieren. 

Um die Situation zu verbessern, braucht es nicht nur mehr sozialen Wohnungsbau, sondern auch faire und anonymisierte Vergabeprozesse, gezielte Stadtentwicklung und bessere Unterstützungsangebote für benachteiligte Gruppen.

Jedoch geht es längst nicht mehr nur um Wohnraum. Es geht um die Teilhabe von Menschen – und um das Recht auf ein gutes Leben, unabhängig davon, woher man stammt. 

Ein Leben, das nicht fünf Jahre zu früh endet, nur weil man auf der falschen Seite der Stadt wohnt. 

29,7% der Menschen in Deutschland haben einen so genannten Migrationshintergrund – fast jede dritte Person! Im neu gewählten Bundestag sind es aber gerade einmal 11,6% der Abgeordneten. Welche Gesellschaft soll das abbilden? Unsere ganz sicher nicht.

Doch es geht nicht nur um Repräsentation. Politiker*innen, die von Rassismus betroffen sind setzen sich nicht zwangsläufig, dafür ein, dass das Leben von migrantischen Arbeiter*innen besser wird oder postkoloniale Strukturen in der internationalen Zusammenarbeit abgebaut werden.

Und trotzdem führt eine höhere Repräsentation von Menschen, die Rassismus erfahren, dazu, dass mehr Perspektiven gehört werden und Politik an Glaubwürdigkeit gewinnt. Zwar erkennen wir an, dass lokale Integrationsräte hierbei schon heute eine wichtige Rolle einnehmen, jedoch reichen diese Gremien nicht aus, um mit den bestehenden Machtstrukturen zu brechen. 

Wenn Millionen Menschen, die teils seit Jahrzehnten hier leben, heute noch immer nicht an Wahlen teilnehmen dürfen, dann zeigt das vor allem eines: Dass unser Wahlrecht ein Update braucht. 

Wenn Menschen, die aus Drittstaaten nach Deutschland eingewandert sind hier seit Jahren leben, dann ergibt es keinen Sinn, dass sie bei Kommunalwahlen weder mitentscheiden dürfen, wie ihre Stadt oder ihr Landkreis sich in den nächsten Jahren entwickelt, noch, dass sie selbst nicht für ein Mandat kandidieren dürfen.

Immer mehr Läden in der Innenstadt schließen – trotzdem fehlt es jungen Menschen oft an Orten zum Treffen und Austauschen, vor allem auf dem Land. Wie lassen sich also solche Leerstände nutzen? Und wie können wir Räume schaffen, in denen alle dazugehören? 

Eine Möglichkeit bieten sogenannte „Dritte Orte“ – also Orte neben Familie, Arbeit oder Schule, an denen Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten zusammenkommen können. Besonders wichtig sind dabei konsumfreie Räume, die es ermöglichen, ohne Kaufzwang teilzuhaben. Davon profitieren insbesondere Personen mit geringem Einkommen, darunter viele Menschen mit Migrationshintergrund. Studien zeigen, dass die Armutsgefährdungsquote bei Personen mit Migrationshintergrund deutlich höher ist als bei Personen ohne Migrationshintergrund. So lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2019 bei Personen mit Migrationshintergrund bei 23,8 %, während sie bei Personen ohne Migrationshintergrund 11,7 % betrug. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von Diskriminierung im Schulsystem bis hin zur eingeschränkten Anerkennung ausländischer Abschlüsse.

Armut führt oft zu sozialer Isolation, da Aktivitäten wie Kinobesuche oder Museumsbesuche finanziell nicht leistbar sind. Konsumfreie Räume bieten hier eine wichtige Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe und können Einsamkeit entgegenwirken. 

Um das zu ändern, sind konsumfreie Räume wichtig. Wo früher Wirtshauskultur oder der Kirchgang vor sozialer Isolation schützen, brauchen wir heute moderne Angebote: offene Räume, Workshops, Begegnungsorte. Orte, ohne Konsumzwang oder Eintritt, in denen Kultur erlebbar wird, Freundschaften entstehen und Ausgrenzung überwunden werden kann. Es ist Zeit, Städte neu zu denken – solidarisch und offen für alle.